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Franz Xaver Gabelsberger

Eine Sternstunde für die Stenografie

Kurz und schnell zu schreiben, war schon immer Wunsch und Ziel Schreibkundiger. Geheim sollte diese Schrift auch noch sein. Solche Schriften gab es im späten Mittelalter in England. Hier wurde Ende des 16. Jahrhunderts für den diplomatischen Dienst eine Kurzschrift eingeführt, die aus Linien und Strichen bestand. Englische Könige benutzten sie für vertrauliche Mitteilungen.

In Deutschland erwachte das Interesse an der Kurzschrift viel später. Als sie schließlich aufkam, entwickelten sich gleich verschiedene Systeme. Aber alle gingen vom englischen Vorbild aus, das mit seinen geometrischen Zeichen unhandlich war und nicht so recht zur deutschen Sprache passte. Einen besseren Weg wies der Münchener Ministerialsekretär Franz Xaver Gabelsberger (1789 - 1849).

Gabelsberger erfand die kursive Kurzschrift, die wie die Schreibschrift in einer einheitlichen Richtung verläuft und sich flüssiger schreiben ließ als die winklige und eckige englische Kurzschrift. Gabelsberger war bei den Römern in die Schule gegangen und hatte die "Tironischen Noten" studiert, benannt nach dem Römer Tiro, der Wortkürzel eingeführt hatte.

Die "Tironischen Noten" wurden im ersten Jahrhundert nach Christus um immer mehr Zeichen erweitert und mehr als 1 000 Jahre angewandt. Christliche Notenschreiber zeichneten Predigten und Märtyrerprozesse auf. In den Kanzleien der Merowinger und Karolinger wurden die Noten noch im 9. Jahrhundert geschrieben. Erst als nationale Sprachen das Lateinische immer mehr verdrängten, verschwanden Tiros Noten. Sie waren nur für das Lateinische brauchbar.

In den folgenden Jahrhunderten waren die Schnellschreiber gefragt. Sie bedienten sich bei ihrer Langschrift vieler Kürzel, die Nichtkundige kaum entziffern konnten. Ein System gab es nicht. Da erschien im Jahr 1834 in München zur rechten Zeit eine "Anleitung zur deutschen Redezeichenkunst oder Stenographie". Ihr Verfasser hieß Franz Xaver Gabelsberger.

Für die Stenografie war das eine Sternstunde. Denn um diese Zeit breitete sich in Deutschland demokratisches Denken aus. Parlamente entstanden, Verfassungen wurden diskutiert, Vereine gegründet. Liberaler Geist zog durch das Land, ließ Handel, Handwerk und Industrie aufblühen. Auf solchem Boden konnte Stenografie gedeihen. Aber es sprossen plötzlich zu viele Systeme hervor. Stenografenfreunde sprachen von einem Kuddelmuddel. Außer Gabelsberger und Stolze-Schrey machten noch andere Systeme von sich reden: Arends, Faulmann, Brauns - um nur einige zu nennen. Von vielen Seiten begrüßt wurde daher die 1924 eingeführte Deutsche Einheitskurzschrift, entwickelt aus den Systemen von Gabelsberger und Stolze-Schrey.

In Öhringen traten zu jener Zeit drei Stenografenvereine auf. Im Jahr 1897 wurde der Gabelsberger Stenografenverein gegründet. Ein Jahr später übernahm der Stolzesche Stenografenverein das System Stolze-Schrey und existierte dann noch zehn Jahre. Ein dritter Verein warb mit geringem Erfolg um Interessenten für das System Faulmann. Behauptet hat sich allein der Gabelsberger Stenografenverein, was für das System, aber auch für den Gründer Christian Schöck spricht, dessen Name der Verein heute trägt.

Franz Xaver Gabelsberger und die Öhringer Stenografen

Für den am Öhringer Progymnasium lehrenden Oberpräzeptor Christian Schöck stand außer Frage, dass der von ihm gegründete Öhringer Stenografenverein den Namen Gabelsberger tragen wird. Christian Schöck war ein leidenschaftlicher Verfechter des Systems, mit dem Franz Xaver Gabelsberger gut sechzig Jahre vor Gründung des Öhringer Vereins die Stenografenwelt beschenkte. Seine 1834 erschienene und 560 Seiten umfassende "Anleitung zur deutschen Redezeichenkunst oder Stenographie" zeigte ganz neue Wege auf. Gabelsberger widmete dieses Werk von so weitreichender Bedeutung "in Liebe und Dankbarkeit seinem Vaterland Bayern".

Er fühlte sich diesem Land Bayern in Dank verbunden. Es nahm ihn in seine Dienste auf, es gab ihm die Möglichkeit stenografisch zu wirken und schätzte seine Arbeit. Franz Xaver Gabelsberger war ein Bayer, 1789 in München geboren. Sein Vater, der Blasinstrumente herstellte, starb früh. Mönche sorgten dafür, dass der aufgeweckte Junge in Klosterschulen eine gute Ausbildung erhielt. Studieren konnte er nicht, weil es der Mutter an Geld und ihm an Gesundheit mangelte. So blieb der Staatsdienst.

Mit 21 Jahren wurde der junge Mann mit der auffallend schönen Handschrift und Fertigkeiten in der Kalligraphie und Lithographie Kanzlist und später Ministerialsekretär. Der Gedanke, eine Schnellschrift zu entwickeln, kam ihm, als er 28 Jahre alt war. Er wollte einem Kollegen und sich durch schnelles Mitschreiben die Kanzleiarbeit erleichtern. Aber die Schnellschrift fesselte ihn und trieb ihn zu immer größerer Geschwindigkeit.

Als bald danach die Landesstände gegründet wurden und die Reden in diesem neuen Parlament mitgeschrieben werden mussten, setzte Franz Xaver Gabelsberger seine Schnellschrift zum ersten Mal ein. Sie bestand ihre Probe. Gabelsberger wurde der erste Stenograf des Bayerischen Landtags, konnte aber nicht ahnen, dass schon nach kurzer Zeit in fast allen Parlamenten die Reden nach seinem System aufgezeichnet werden sollten.

Die Akademie der Wissenschaften in München bescheinigte, dass die Schrift Gabelsbergers "durchaus originell und bei hinreichender Kürze geläufiger, zuverlässiger und lesbarer als jede frühere anzusehen sei". Da es Leute gab, die auf Gabelsberger neidisch waren, ihm übelwollten und die Einfluss hatten, wurde ihm die staatliche Unterstützung entzogen. Aber die Kammer der Abgeordneten beschloss, Gabelsberger tausend Gulden jährlich zu gewähren, die Hälfte für sich, die andere Hälfte zur Förderung fleißiger Stenoschüler. Nach der Veröffentlichung seiner "Anleitung zu deutschen Redezeichenkunst" arbeitete Gabelsberger unverdrossen an seinem System weiter, verbesserte es ständig, gab einen Band einer Stenografischen Lesebibliothek heraus und unterrichtete in seiner Kunst. Er war mit der Überarbeitung seines ganzen Lehrgebäudes beschäftigt, als ihn im Jahr 1849 auf einer Straße in München ein Schlaganfall traf. Im Bayerischen Landtag wurde eine Gedenkrede auf den Mann gehalten, "der das Wort zu fixieren verstand, von seltener Bescheidenheit war, nur für das höhere Interesse der Kunst lebte, nur dem Vaterland dienen wollte und nie etwas für sich verlangt hat".

Die Öhringer Stenografen nannten ihren Verein nach dem großen Meister der Stenografie und legten den Namen Gabelsberger erst nach der Einführung der Deutschen Einheitskurzschrift ab. Im Jahr 1955 fügten die Öhringer Stenografen ihrem Vereinsnamen wieder den Namen einer Persönlichkeit bei und nannten ihn nach dem im gleichen Jahr verstorbenen Nestor der Öhringer Stenografiebewegung "Stenografenverein Christian Schöck Öhringen 1897". Damit ehrten sie ihren Vereinsgründer und mit ihm auch den Schöpfer der deutschen Stenografie, dessen System wenige so anhingen wie Christian Schöck.